Die Berliner Focus-Online-Korrespondentin Martina Fietz hat in „Fietz am Freitag“ einen ausgezeichneten Kommentar „Wenn schon Quote, dann für Mütter“ zur Forderung nach mehr Frauen im Industriemanagement geschrieben, den ich hier unbedingt auszugsweise wiedergeben möchte. Sie erinnert daran, dass Frauen mit Kindern noch viel stärker benachteiligt sind, als Frauen ohne Kinder, und dass manche Frau in Spitzenpositionen dafür auf Kinder verzichtet hat.
„Die Spitzen der Industrie sind noch immer eine Männer-Domäne. Das muss sich ändern. Es reicht aber nicht, pauschal auf Frauenförderung zu setzen. … Doch nur 13 Prozent der Aufsichtsräte in deutschen Dax-Unternehmen sind weiblich, rechnet uns EU-Kommissarin Viviane Reding vor. Europaweit gibt es unter den Vorstandsvorsitzenden großer Unternehmen nur drei Prozent Frauen. …“
„Zur Betrachtung der Wirklichkeit gehört allerdings eine weitere Zahl: Nach der aktuell vorgestellten Shell-Jugendstudie wünschen sich 73 Prozent der jungen Mädchen Kinder. Und spätestens da beginnt noch immer das Problem. Bei der viel diskutierten Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die Gesellschaft einen gewaltigen Schritt vorangekommen. Den Familienpolitikern der vergangenen Jahrzehnte – Frauen wie Männern – sei Dank. Doch nach wie vor wird die Erziehung des Nachwuchses zu einem wesentlichen Teil von den Frauen bewältigt und mit Teilzeit-Berufstätigkeit kombiniert. Das hemmt den Aufstieg. Denn nach wie vor wird Karriere weitgehend mit Rund-um-die-Uhr-Einsatz gleichgesetzt. …“
„Hier muss ein Umdenken einsetzen. Ebenso wie der lange dominierende Jugendwahn sich als Fehler erwiesen hat, ist die Einsicht veraltet, dass nur uneingeschränkte Präsenz am Arbeitsplatz den aktuellen Anforderungen eines Unternehmens gerecht werden kann. Als meine Kinder zur Welt kamen, waren es zwei Chefs kurz vor dem Renteneintrittsalter, die mir alle Möglichkeiten eröffneten, meine Rolle als Mutter und Journalistin zu kombinieren. Als es bald darauf um die Frage ging, eine Führungsposition zu übernehmen, lautete die Bedingung weitaus jüngerer Vorgesetzter, von morgens bis abends Präsenz im Büro zu zeigen. Das werden viele Frauen – so wie ich damals – auch heute noch nicht wollen. Denn es geht nicht allein darum, Kinderbetreuung von früh bis spät zu organisieren. Das lässt sich machen, gerade in höher qualifizierten Berufen mit entsprechenden Einkommen – sei es mit Hilfe der Kita, sei es durch Unterstützung privater Kräfte. Wer sich aber bewusst für Kinder entscheidet, will diese nicht den ganzen Tag wegorganisieren, sondern sich ihnen widmen und sie aufwachsen sehen können. Was das Land und Europa also brauchen, ist keine reine Frauenquote, sondern eine Mütterquote. Es muss selbstverständlich werden, dass verantwortungsvolle Tätigkeiten mit einem selbst-verantworteten Zeitmanagement einhergehen. Die Erkenntnis muss Platz greifen, dass nicht allein derjenige Bestleistung liefern kann, der permanent vor Ort ist, und dass wichtige Impulse für die Arbeit auch – und vielleicht gerade – dann zu erwarten sind, wenn der Horizont über den eigenen Berufskosmos hinausreicht.“
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