Die Deutsch-Kurdische Juristenvereinigung e.V. hielt ihre Gründungsfeier an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main ab. Etwa 300 Gäste aus dem Bundesgebiet sowie der Schweiz verfolgten die Vorstellung und Ausführungen des Vereins. Dieser möchte sich für die Zusammenarbeit zwischen der Justiz in Deutschland, Europa und den rechtlichen Institutionen in den mehrheitlich von Kurden besiedelten Regionen im Nahen Osten gezielt einsetzen.

Plenum

Plenum

Die Kurden sind das größte Volk auf der Welt ohne eigenen Staat. Eine Million Kurdinnen und Kurden aus der Türkei, dem Irak, dem Iran und Syrien leben in Deutschland. Aufgrund politischer Verfolgung waren sie gezwungen, ihre Heimatregionen zu verlassen. Mittlerweile leben sie in zweiter und dritter Generation in Deutschland. Ihnen ist ihre kurdische Herkunft wichtig, gleichzeitig sehen sie sich aber auch als Deutsche und Europäer und wollen dauerhaft in Deutschland bleiben. In den von Gewalt und Konflikten gebeutelten Regionen im Nahen Osten haben die Kurden unter Beweis gestellt, dass sie verlässliche Partner für Demokratie, Minderheitenrechte, Religionsfreiheit und Geschlechtergleichheit stehen, so der Tenor des Vereins.

Kahraman Evsen, Vorsitzender des Vereins, gab bei der Begrüßung an: „Wichtig für uns sind die Belange der Migranten, insbesondere der kurdischen Gemeinde in Deutschland. Aus diesem Grund wollen wir fachliche Beiträge zum deutschen und europäischen Asyl- und Ausländerrecht leisten und die Zuwanderungsdebatte mitprägen. Vor diesem Hintergrund will sich die Deutsch-Kurdische Juristenvereinigung e.V. als Vermittler zwischen Vertretern der deutschen und europäischen Gesellschaft und den Kurden in Deutschland, Europa und Kurdistan anbieten. Sie möchten dazu beitragen, dass die Integration in Deutschland gelingen kann und die institutionellen Strukturen in Kurdistan gestärkt werden.“

Thomas Schirrmacher

Thomas Schirrmacher

Als Ehrengast hielt Prof. Dr. Thomas Schirrmacher, Präsident des Internationalen Rates der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte / International Society for Human Rights, den Festvortrag zum Thema „Die Kurden – das größte Volk ohne eigene Staatlichkeit“. Schirrmacher wörtlich: „Unter internationalem Völkerrecht nach UN-Standards hat jedes Volk das Recht auf Selbstbestimmung. Nicht unbedingt auf einen eigenen Staat, aber auf Selbstbestimmung. Es ist internationales Recht und Menschenrecht, dass ein Volk wie die Kurden in allen Ländern, in denen es in großer Zahl lebt, über seine eigene Zukunft mitbestimmen darf und muss. Selbst die Einrichtung der heutigen autonomen Region im Irak wurde nicht von den Kurden selbst beschlossen, sondern von den USA. Dabei beweisen die Kurden im Irak und in der Türkei zu Genüge, dass sie in der Lage sind, in einem demokratischen Gemeinwesen zu regieren, oft mehr als andere Kräfte in denselben Staaten.“

Schirrmacher berichtete, dass er 1985 aufgrund der Veröffentlichung der ‚Kurdischen Grammatik‘ und weiterer Werke zu den kurdischen Sprachen und von kurdischen Autoren in seinem Verlag für Kultur und Wissenschaft aufgrund einer Pressekampagne in der Türkei gegen ihn dort für viele Jahre Einreiseverbot erhielt.

Thomas Schirrmacher

Thomas Schirrmacher

An der anschließenden Podiumsdiskussion und Fragerunde beteiligten sich viele renommierte Gäste. Darunter war die, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete, Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin Seyran Ates, Jian Badrakhan von YASA – Kurdish Centre for Studies & Legal Consultancy e.V., der Jurist und Menschenrechtler Cahit Tolan, und Ferhat Akman, der Hilfstransporte in den Irak organisiert und sich um jesidische Flüchtlinge kümmert.

Zwischen den Programmteilen wurden mehrere musikalische Darbietungen einer Kölner Musikgruppe und Videobotschaften von Politikern eingebunden, so von Claudia Roth, MdB, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages (Bündnis 90/Die Grünen), Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen (DIE LINKE), Cem Özdemir, MdB, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, Julia Klöckner, Stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU und Vorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz, und Dietmar Nitan, MdB, Vorsitzender der Koordinierungsgruppe Türkei der SPD.

Unter weitgehender Verwendung eines Berichtes von Andreas Scheffel: Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland

 

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