Immer wieder einmal habe ich behauptet, dass Selbstkritik eine christliche Tugend sei und man im Neuen Testament nicht Christ wird, in dem man mit dem Pharisäer sagt: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern …“ , sondern mit dem Zöllners „Gott sei mir Sünder gnädig“ (Lk 18,11–14). In der Bibel beginnt Glaube mit der Erkenntnis der eigenen Unzulänglichkeit. Hier nun einmal eine andere neutestamentliche Begründung desselben Sachverhaltes, auf die ich kürzlich stieß:

Der Fachausdruck für das ‚Prüfen’ und die Selbstprüfung ist im Neuen Testament ‚dokimadso’, nur gelegentlich wird für die Selbstprüfung das Wort ‚piradso’ verwendet, dass sonst eher ‚versuchen’, ‚auf die probe stellen’ bedeutet. Während das erste Wort eher das gründliche Erforschen und Abwägen meint, meint das zweitere eher, dass andere und sich selbst auf die praktische Probe zu stellen.

Auffällig ist zum einen, welch hohen Stellenwert dieses Prüfen im Glauben hat.

Auffällig ist aber auch, dass die Selbstprüfung im Mittelpunkt steht, während sich das Prüfen anderer eigentlich nicht auf die Personen bezieht, sondern auf böse Ideen und böse Taten.


Die Aufforderung, sich selbst zu prüfen

dokimadso:

1Kor 11,28: (Vor dem Abendmahl) „Der Mensch prüfe sich jedoch selbst, und dann esse er von diesem Brot und trinke aus diesem Kelch.“

Röm 14,22: „Hast du Glauben? Habe ihn für dich selbst vor Gott! Glückselig ist der, der sich selbst nicht verurteilen muß, in dem, was er prüft.“

Gal 6,4: „Jeder einzelne prüfe sein eigenes Werk, dann wird er seinen Ruhm für sich selbst haben und nicht  einem anderen gegenüber.“

2Kor 13,5: „Untersucht euch selbst, ob ihr im Glauben steht. Prüft euch selbst! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist?“

peiradso (eigentlich ‚versuchen’, ‚testen’):

2Kor 13,5: „Untersucht euch selbst, ob ihr im Glauben steht. Prüft euch selbst! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist?“

Offb 2,2: „Ich kenne dein Handeln und deine Mühen und deine Geduld und ich weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst. Du hast die geprüft, die vorgeben, Apostel zu sein und es doch nicht sind, und bist zu dem Ergebnis gekommen, dass sie Lügner sind.“


Die Aufforderung zu Prüfen

dokimadso:

Röm 12,2: „Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern werdet umgestaltet durch die Erneuerung eures Denkens, damit ihr prüfen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, das Wohlgefällige und das Vollkommene.“

Eph 5,10: „Prüft, was dem Herrn wohlgefällt.“

1Thess 5,21–22: „Prüft aber alles, das Gute behaltet, das Böse aber meidet in jeder Gestalt.“

(10) Phil 1,9–10: „Ich bete dafür, dass eure Liebe immer reicher wird an Erkenntnis und aller Erfahrung, damit ihr prüfen könnt, was das Beste ist, damit ihr lauter und unanfechtbar seid für den Tag Christi …“

1Joh 4,1: „Ihr Lieben, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind. Denn es sind viele falsche Propheten in die Welt gekommen.“

Vgl. Röm 2,18: (Über die Juden mit der Heiligen Schrift in der Hand:) „… und prüfst, worauf es ankommt …“

 

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